Bloom & Halation
Zwei subtile Effekte, die in den Linsendynamiken und der Filmfotografie verwurzelt sind, veredeln deine digitalen Fotos und verleihen ihnen Tiefe, Wärme und einen Hauch Nostalgie. In diesem Beitrag zeigen wir dir, was jedes Tool bewirkt, woher die Effekte kommen und wie du sie für beeindruckende Ergebnisse einsetzt.
Auch wenn Bloom und Halation beide aus der Lichtstreuung in der Linse und der Filmfotografie stammen, erfüllen sie unterschiedliche Aufgaben und ergänzen sich gegenseitig.
Bloom macht die hellsten Bereiche eines Fotos weicher – ein äußerer Schimmer, der Licht nach außen streut, einen verträumten, sanften Fokus schafft und die Gesamtstimmung verstärkt.
Halation hingegen ist subtiler und nuancierter – ein warmer innerer Schimmer, der sich auf harte Kanten rund um helle Bereiche konzentriert und einen warmen, orangefarbenen Halo in kontrastreichen Zonen erzeugt, ganz im Stil von Vintage-Film.
Bloom: Licht weichzeichnen und betonen
Der Bloom-Regler macht Licht weicher und streut es, sodass die hellsten Bereiche deines Fotos nach außen „aufblühen“. Um Lichtquellen und kontrastreiche Kanten entsteht ein sanfter, verträumter Schimmer, der die Stimmung hebt, weil Highlights weicher und strahlender wirken.
Bloom lenkt den Blick auf das Licht im Foto. Der sanft leuchtende Look fühlt sich nostalgisch und zeitlos an und gibt Bildern emotionale Tiefe. Nutze ihn, um die Stimmung zu verstärken oder ein Gefühl von Wärme und Weichheit zu erzeugen.
Ursprung in der Linsendynamik
Bloom hat seinen Ursprung im Halationseffekt der Linsendynamik, besonders beim Fotografieren von hellen Lichtquellen. Fotograf:innen erzeugten dieses glühende, gestreute Licht früher mit Tricks wie Vaseline oder über die Linse gezogenen Strümpfen.
Mit einer dünnen Vaseline-Schicht am Linsenrand oder auf einem klaren Filter konnten sie Highlights weichzeichnen und einen leuchtenden Effekt um helle Bereiche legen. Die Vaseline streute das Licht – ähnlich wie Bloom es heute digital macht. Auch feinmaschige Strümpfe über der Linse erzeugten einen Soft-Focus: Highlights wurden geglättet, Kanten weicher, während die Schärfe im Zentrum blieb – mit einem romantischen, traumhaften Charakter. Diese Tricks inspirierten das digitale Bloom-Tool, sodass du den ätherischen, weichen Look ohne physisches Basteln an der Linse nachbilden kannst.
Wann du Bloom einsetzen solltest
- Portraits: Vor allem während der Golden Hour oder bei weichem Licht. Bloom verleiht Hauttönen einen schmeichelnden Schimmer und einen verträumten Effekt, als läge das Motiv im Licht.
- Nachtfotografie: In urbanen Nachtszenen mildert Bloom harte Highlights von Straßenlaternen, Neonreklamen oder Autoscheinwerfern und schafft eine nostalgische oder cineastische Stimmung.
- Cinematic- und Modefotografie: Für einen dramatischen, filmähnlichen Look. Straßen- und Scheinwerferlicht erhalten einen sanften Glow, der Fotos romantisch oder surreal wirken lässt. In der Modefotografie sorgt Bloom für Glamour und betont Texturen, besonders bei starken Licht-Setups – ideal, um den klassischen „Lens Glow“ aus Filmen nachzuahmen.
- Hochzeits- und Eventfotografie: Beliebt für romantische, emotionale Momente. Bloom macht hartes Licht weicher und hebt leuchtende Highlights hervor – perfekt, um intime Augenblicke cineastisch und ätherisch festzuhalten.
- Landschaftsfotografie: Besonders bei Sonnenauf- oder -untergang betont Bloom die leuchtenden Ränder der Sonne und glättet den Übergang zwischen hellem Himmel und dunklerem Vordergrund. Es schafft Atmosphäre und Tiefe, vor allem wenn Licht mit Wolken, Wasser oder Nebel spielt, und zähmt in der Golden Hour die Härte der Sonne für einen sanfteren Übergang.
Fortgeschrittene Techniken
Für fortgeschrittene Bloom-Einsätze kombiniere es mit anderen Reglern, um besondere Looks zu erzielen. Nutze Bloom gemeinsam mit Exposure und Highlights, um den Glow fein abzustimmen. Bei Nachtfotos wende Bloom nach der Anpassung von Shadows an, um Straßenlaternen cineastisch zu mildern. In Portraits wirkt Bloom zusammen mit Skin Smoothing besonders verträumt. In Landschaften setze Bloom dezent mit Color Grading ein, um Golden-Hour-Aufnahmen warm und nostalgisch zu veredeln.
Halation: Wärme an die Kanten bringen
Halation erzeugt einen dezenten rot-orangenen Schimmer um kontrastreiche Kanten, meist in überbelichteten Bereichen. Der Effekt glänzt in Szenen mit starken Helligkeitsunterschieden und verleiht Fotos nostalgische Wärme und Charakter, indem er die charmanten Unvollkommenheiten analoger Filmfotografie aufgreift.
Halation lebt von bestimmten Lichtsituationen. Fehlen überbelichtete Bereiche oder klare Kontrastlinien, bleibt der Effekt dezent oder kaum sichtbar. Gleichmäßig ausgeleuchtete Szenen oder Bilder ohne helle Highlights zeigen daher wenig bis keine Veränderung durch Halation.
Halation verleiht Bildern ein nostalgisches Gefühl und eignet sich ideal, wenn du einen Hauch vergangener Zeiten oder einen filmischen Look erzeugen möchtest. Der rötliche Schimmer bringt Tiefe und Fülle, besonders um Lichtquellen, und hüllt deine Fotos in emotionale Wärme.
Wurzeln in der Analogfotografie
In der klassischen Filmfotografie entsteht Halation, wenn Licht von der Basisschicht des Films reflektiert wird und einen haloartigen Effekt um helle Objekte erzeugt. Das Licht streut und reflektiert in den Filmschichten und bildet so einen Halo um kontrastreiche Bereiche. Auch wenn Hersteller ihn zu reduzieren versuchten, wurde der Look in vielen Klassikern ikonisch – heute wird er bewusst eingesetzt, um Wärme und Textur zu erzeugen.
Wann du Halation einsetzen solltest
- Gegenlicht-Portraits: Bei Motiven mit starkem Licht von hinten (Sonne oder Fenster) verleiht Halation den Kanten Wärme und Tiefe und gibt dem Bild einen zeitlosen, cineastischen Look.
- Szenen mit hohem Kontrast: Immer wenn helle Highlights stark auf dunkle Schatten treffen, fügt Halation subtile Wärme hinzu und verstärkt den natürlichen Glow und die Textur des Fotos.
- Urbane Nachtfotografie: In nächtlichen Stadtszenen, in denen helles Licht auf dunkle Hintergründe trifft, wirkt Halation besonders schön. Es setzt einen nostalgischen Akzent, der an vintage Neon-Schilder erinnert, die in der Nacht glühen.
Fortgeschrittene Nutzung von Halation
Um die Wirkung von Halation zu steigern, kombiniere es mit Kontrast-Anpassungen. Erhöhe den Contrast-Regler und setze dann Halation für einen Vintage-Look ein. In urbanen Nachtszenen wirkt Halation zusammen mit gezielten Color-Anpassungen, um die Wärme rund um Neonlichter zu betonen. Bei Gegenlicht-Portraits nutze Halation gemeinsam mit dem Shadows-Regler, um Tiefe und Dimension hinzuzufügen. Für einen kreativen Twist setze Halation mit einer Schwarz-Weiß-Konvertierung ein, um klassisches Filmkorn und Light Leaks zu simulieren.


